ATEM Coach und  Selbsthilfegruppe COPD
für Lungenerkrankungen und Depressionen

Was ist Asthma Bronchiale

Auch Atemwege können überreagieren
Plötzliche Atemnot, Pfeifgeräusche und Husten sind typische Asthma
zeichen. Sie kennen das. Aber kennen Sie auch die Ursache? In diesem
Kapitel erfahren Sie mehr darüber.
Asthma bronchiale – oft einfach nur Asthma genannt – ist eine häufige
Atemwegserkrankung. Eine meist chronisch entzündliche Atemwegs-
erkrankung, um genau zu sein. Chronisch bedeutet: Die Erkrankung ver-
schwindet – anders als etwa ein Schnupfen – nicht nach ein paar Tagen
oder Wochen, sondern hält über einen langen Zeitraum an. Über viele
Jahre hinweg und oft sogar ein Leben lang. Die Atemwege sind zeitweise
verengt – das ist der Grund für Ihre Atemnot. Typischerweise treten die
Atembeschwerden bei Asthma plötzlich auf und danach ist der Spuk erst
mal wieder vorbei. Bei leichterem Asthma kann es längere beschwerde-
freie Phasen geben. Bei schwerem Asthma allerdings werden die Atem-
probleme zu ständigen Begleitern.

Schleimhaut chronisch entzündet
Die Atemwege (Bronchien) von Menschen mit Asthma sind leicht reizbar
und reagieren überempfindlich. Manchen Patienten machen harmlose
Pollen in der Frühlingsluft zu schaffen, andere bekommen in verqualmten
Räumen Atemnot. Egal, was der Auslöser ist, es passiert immer dasselbe:
Die Muskulatur der Bronchien zieht sich zusammen und die Schleimhaut
schwillt an. Deshalb wird es eng in den Atemwegen und Sie bekommen
plötzlich schlecht Luft. Bei den meisten Asthmatikern ist die Schleimhaut,
mit der die Atemwege innen ausgekleidet sind, ständig entzündet. Diese
Entzündung ist für die Überempfindlichkeit der Bronchien verantwortlich.
Und auch für den Hustenreiz und die Atemgeräusche ist letztlich die Ent -
zündung ursächlich

Jedes 10. Schulkind hat Asthma
Asthma kommt häufig vor: In Deutschland ist von rund acht Millionen
Betroffenen auszugehen. Bei Kindern ist Asthma sogar die häufigste
chronische Erkrankung überhaupt. Jedes siebte bis zehnte Schulkind lei-
det an Asthma, das haben Studien gezeigt. Oft wird die Erkrankung erst
in diesem Alter festgestellt, obwohl sie bereits seit vielen Jahren besteht.
In rund 70 Prozent der Fälle treten die ersten Anzeichen der chronischen
Atemwegserkrankung bereits vor dem fünften Lebensjahr auf. Bis zur Dia-
gnose vergehen aber im Schnitt fünf Jahre. Das ist wertvolle, verpasste
Zeit: Asthma sollte früh und konsequent behandelt werden, damit die
Kinder möglichst wenig beeinträchtigt werden und unbeschwert auf-
wachsen können. Außerdem zielt die frühzeitige Behandlung darauf ab,
den Verlauf der Atemwegserkrankung günstig zu beeinflussen. Wenn Ihr
Kind also wiederholt oder sogar ständig unter Atembeschwerden leidet,
sollten Sie dies unbedingt zeitnah von einem Arzt abklären lassen.
Asthma ist nicht gleich Asthma
Sollte der Arzt den Verdacht haben, dass es sich um Asthma handelt, wird
er eine Reihe von Untersuchungen durchführen. Er muss zunächst einmal
ausschließen, dass andere Erkrankungen hinter den Beschwerden stecken.
Steht die Asthmadiagnose sicher fest, beginnt die Ursachenforschung.
Blick in die Atemwege
normaler Zustand
Schleim
verkrampfter Zustand
Querschnitt der Bronchien
Muskel
Schleimhaut
Muskel
Bindegewebe
Bindegewebe

Was ist Asthma?
Denn Asthma ist nicht gleich Asthma. Es gibt verschiedene Formen, die
eventuell unterschiedlich zu behandeln sind. Allen Formen ist gemein-
sam, dass die Bronchien besonders empfindlich sind und in bestimmten
Situationen überreagieren.
Die Einteilung des Asthmas ist nicht in Stein gemeißelt. Immer wieder hat
die Forschung neue Details ans Licht gebracht, die dazu geführt haben, die
Einteilung anzupassen. Früher wurde in erster Linie allergisches Asthma
von nicht-allergischem Asthma unterschieden, doch es hat sich gezeigt,
dass es ganz so einfach nicht ist. Es gibt eine ganze Reihe unterschied-
licher Asthmatypen, wobei auch Mischformen und fließende Übergänge
existieren.
Für die Behandlung ist es vor allem wichtig, ob die Schleimhaut der Bron-
chien entzündet ist. Bei den allermeisten Patienten ist dies der Fall, und
zwar bei allergischem ebenso wie bei nicht-allergischem Asthma. Die Ent-
zündung steht im Zentrum des Krankheitsgeschehens und muss unter
Kontrolle gebracht werden. Deshalb sind in aller Regel Entzündungshem-
mer – sprich Kortison und Co. – bei Asthma die Basistherapie. Es gibt aber
auch Asthmatiker, bei denen die Entzündung nicht so im Vordergrund
steht. Sie benötigen eine andere Therapie.

Allergisches Asthma
In vielen Fällen ist Asthma allergisch bedingt. Die Betroffenen reagieren
überempfindlich, wenn sie mit harmlosen Umweltbestandteilen in Be-
rührung kommen, die als Allergene bezeichnet werden. Häufige Asthma-
auslöser sind Pollenkörner (Blütenstaub) von Gräsern und Bäumen sowie
Ausscheidungsprodukte der Hausstaubmilbe, aber auch Haare und Spei-
chel von Haustieren spielen eine wichtige Rolle. Diese Allergene geraten
Jedes 10. Schulkind hat Asthma.
Es ist wichtig, Asthma früh und konsequent zu behandeln.Mit der Atemluft in die Bronchien und lösen dort Abwehrreaktionen des körpereigenen Immunsystems aus. Deshalb werden sie Inhalationsallergene genannt (Inhalation heißt Einatmen). Aber auch Bestandteile der
Nahrung können bei einem Allergiker Asthmabeschwerden provozieren:
Die Nahrungsallergene werden aus dem Darm ins Blut aufgenommen
und können so in die Atemorgane gelangen.
Tritt eine allergische Reaktion auf, muss vorher eine Sensibilisierung statt-
gefunden haben: Das körpereigene Abwehrsystem hält ein harmloses
Teilchen – zum Beispiel ein Pollenkorn der Birke – irrtümlich für gefährlich
und greift es an: Dazu werden sogenannte IgE-Antikörper gebildet. Diese
Waffen des Immunsystems passen – wie ein Schlüssel zum Schloss – zu
Stoffen, die das Pollenkorn auf seiner Oberfläche trägt.
Die IgE-Antikörper besitzen ein „Gedächtnis“ und liegen fortan auf der Lauer. Der
Körper befindet sich nach der Sensibilisierung ständig in Alarmbereitschaft und je-
der erneute Kontakt mit Birkenpollen – um bei diesem Beispiel zu bleiben – führt zu
einer allergischen Reaktion:
Die IgE-Antikörper binden sich an die Pollenkörner und
das Schloss schnappt zu. Das ist das Signal für sogenannte Mastzellen, die ebenfalls zur Immunabwehr unseres Körpers gehören.
Die Mastzellen schütten nun große Mengen an Histamin und anderen
entzündungsfördernden Botenstoffen aus. Auf diese Weise sollen die
Pollenkörner außer Gefecht gesetzt werden. Kommt ein Asthmatiker mit
seinem Allergen in Kontakt, geht alles ganz schnell: Die beschriebenen
Abwehrreaktionen laufen in Windeseile ab und es vergehen nur Minuten,
bis sich die Bronchien verkrampfen und Atembeschwerden auftreten.
Kinder und Jugendliche leiden in aller Regel unter allergischem Asthma.

Allergisches Asthma:
Reize, zum Beispiel Staub, können heftige körperliche Reaktionen auslösen,
das in manchen Familien gehäuft auftritt. Es gilt als erwiesen, dass es
eine genetische Veranlagung für Allergien und auch für allergisches Asth-
ma gibt. Bei einer solchen Veranlagung ist das Risiko erhöht, es muss aber
nicht zwangsläufig zur Erkrankung kommen. Offenbar spielen weitere
Faktoren eine Rolle. Welche das sind, ist nicht abschließend geklärt.

Saisonales Asthma
Bei allergischem Asthma kommen milde bis schwere Verläufe vor. Wie
stark es jemanden erwischt, hängt unter anderem davon ab, auf wie viele
Allergene er reagiert. Es gibt Asthmatiker, die nur gegen eine bestimmte
Pollensorte – zum Beispiel Birkenpollen – allergisch sind. Sie haben Glück
im Unglück, weil sie nur wenige Monate im Jahr Beschwerden haben. Hat
die Birke aufgehört zu stäuben, ist Ruhe bis zur nächsten Pollensaison. In
diesen Fällen spricht man von saisonalem Asthma. Durch Pollen ausgelös-
tes Asthma geht häufig aus einem Heuschnupfen hervor. Man sagt: Die
Allergie hat die Etage gewechselt und ist von der Nase in die Bronchien –
also von den oberen in die unteren Atemwege – umgezo


Hauttests, inhalative Provokationstests und Lungenfunktionsuntersuchungen
Um die Diagnose Asthma bronchiale stellen zu können, benötigen wir zunächst eine ausführliche Anamnese. Die meisten betroffenen Personen beschweren sich über akute Atemnotanfälle. Wir werden Sie fragen, wann, wo und wie genau die Anfälle stattgefunden haben. Darüber hinaus versuchen wir einen Zusammenhang mit einem möglichen Allergen festzustellen. Interessant sind auch die Erkrankungen in Ihrer Familie. Wir werden wissen wollen, ob es Familienmitglieder mit der Diagnose Asthma bronchiale gibt.
Wir werden Ihre Lungen abhören und weitere Untersuchungen in die Wege leiten, wie zum Beispiel:
Röntgenuntersuchung der Lunge
Spezielle Blutuntersuchungen: Durch sie lassen sich zum Beispiel erhöhte Antikörpertitel etwa auf Allergene im Blut aufspüren.

Hauttests: Sie helfen das auslösende Allergen zu finden.
Lungenfunktionstest wie Spirometrie: Die Spirometrie ist die Messung und Aufzeichnung des Atemvolumens und der Luftflussgeschwindigkeiten zur Beurteilung der Lungenfunktion. Sie atmen einfach über ein Mundstück-Schlauch-System ein und aus.
FENO-Test: Es handelt sich um eine Bestimmung des Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft. Dieses gibt wertvolle Hinweise über den Entzündungszustand der Lunge. FENO ist dabei die Abkürzung für Fraktioniertes Exhaliertes Stickstoffmonoxid (NO).
Computertomografie (CT) der Lunge: Die CT erlaubt die Darstellung der Atemwege und der Lungenparenchymveränderungen. Da die Untersuchung sowohl in Ein- wie auch Ausatmen durchgeführt wird, können regionale Unterschiede in der Belüftung früh erkannt werden.
Magnetresonanztomographie (MR) der Lunge: Die MRT erlaubt die Messung der regionalen Sauerstoffaustausch (OE-MR, oxygen-enhanced MR) und gibt somit direkte Hinweise darauf, wie stark gewisse Areale der Lunge betroffen sind.

Vorbeugen, Früherkennung, Prognose: Auslöser meiden!
Wenn Sie unter Asthma bronchiale leiden, können Sie sich vor erneuten Asthmaanfällen schützen, indem Sie die Auslöser meiden. Je nachdem, was Auslöser der Erkrankung ist, sind folgende Massnahmen hilfreich:
Rauchen Sie nicht und halten Sie Abstand von Raucherinnen und Rauchern.
Meiden Sie den Aufenthalt im Freien während der Pollensaison.
Entzündungen der Atemwege müssen rechtzeitig von uns diagnostiziert und behandelt werden.
Sind Sie allergisch auf Tierhaare, ist es sinnvoll keine Haustiere zu halten.
Vermeiden Sie konsequent Nahrungsmittel, die allergisches Asthma verursachen.
Benutzen Sie allergenfreie Matratzen und Bettdecken.
Sorgen Sie für die richtige Luftfeuchtigkeit in einem Raum, weil trockene Luft die Atemwege reizt.
Trinken Sie viel Wasser, damit der Schleim in den Bronchien besser abfliesst.
Meiden Sie Antibiotika und Schmerzmittel, die Allergien auslösen.
Bei Atemwegsallergien kann unter Umständen eine sogenante Hyposensibilisilierung (Immuntherapie) sinnvoll sein.
Für den Fall eines Asthmaanfalls sollten Sie Notfallmedizin und Notfalldokumente mit sich tragen. Wir werden Sie entsprechend ausstatten.

Verlauf und Prognose: Gut mit der richtigen Behandlung
Die rechtzeitige und auf Sie angepasste Behandlung ist wichtig für den Verlauf und die Prognose der Erkrankung. Kinder mit allergischem Asthma, die richtig behandelt werden, haben eine Chance auf Beschwerdefreiheit im Kindes- und Erwachsenenalter. Ohne Therapie schädigen die asthmatischen Krisen langfristig die Atemwege und beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit der Lunge. Wird Asthma bronchiale nicht richtig behandelt, kann die Dauerbelastung von Lunge und Herz zu Komplikationen führen, wie zum Beispiel zu einem Lungenemphysem, einer irreversiblen Überblähung der Lungenbläschen.